Samstag, 9. Februar 2013

The Sessions

So langsam rücken die Oscars in Sichtweite und immer mehr Nominierte kommen in die Kinos. So auch "The Sessions", für den Helen Hunt eine Nominierung als beste Nebendarstellerin einheimsen konnte.
Trotz der Tatsache, dass "The Sessions" Comedy Drama verkauft wird, muss man sich dessen bewusst sein, dass man hier mit einem Thema konfrontiert wird, was einem unter die Haut geht und für manche sicher nicht einfach anzuschauen ist. Mark O'Brien leidet unter Poliomyelitis, kurz Polio, die bei uns als Kinderlähmung bekannt ist. Außer seinen Kopf kann er nichts mehr bewegen und verbringt fast sein komplettes Leben in einer großen Metallröhre, die ihn bei der Atmung unterstützt. Für drei bis vier Stunden am Tag kann er diese Röhre verlassen und sein Leben genießen. Da Mark schon seit seiner Geburt unter dieser Krankheit leidet, fehlt ihm auch jegliche sexuelle Erfahrung, was ihm mehr und mehr zu schaffen macht, da seine Lebenserwartung von Tag zu Tag sinkt. 
Hier kommt dann Cheryl ins Spiel, Cheryl ist eine Psychologin, die sich auf solche Fälle spezialisiert hat und ihren Patienten einen, nenne wir es "besonderen Service" bietet. Mehr werde ich hier zum Plot nicht schreiben, denn entweder man ist jetzt schon interessiert und will den Film sehen, oder man weiß auf jeden Fall, dass man ihn nicht sehen will. 
Gehört man zur zweiten Gruppe: Überwindet euch! "The Sessions" ist einer der besten Filme der letzten Jahre. Dafür gibt es mehrere Gründe, allen voran aber John Hawkes, der eine unfassbare Performance abliefert. Nach den Dreharbeiten musste er in ärztliche Behandlung, weil sich seine Organe verschoben hatten, dadurch, dass er die ganze zeit regungslos auf dem Bett lag. Das nenne ich mal Einsatz für die Rolle. Aber auch schauspielerisch setzt Hawkes Maßstäbe. Man zweifelt nicht eine Sekunde daran, dass hier der echte Mark O'Brien liegt. Viele sagen, er hätte die Oscarnominierung verdient und da schließe ich mich an. Ganz groß. 
Helen Hunt ist großartig und kann sich für ihr Alter wirklich noch sehen lassen. Sie spielt die Cheryl mit einer professionellen Kühle, die im Laufe des Films immer weiter auftaut. Stark. 
Auch der restliche Cast, insbesondere William H. Macey, macht einen tollen Job und sorgt für eine der besten Enssemblearbeiten die ich in letzter Zeit gesehen habe. 
Hierbei spielt auch das wunderbare Script von Ben Lewin eine wichtige Rolle. Lewin schafft es, dieses hochbrisante und ernste Thema sehr sachlich, ohne Scham und vor allem mit der richtigen Portion Witz zu vermitteln. Das liegt aber sicherlich auch ein Stück weit daran, dass er als Basis für sein Screenplay den Artikel von Mark O'Brien verwenden konnte, der seine Erfahrungen aus eigener Sicht erzählen konnte, denn "The Sessions" erzählt die wahre Geschichte von Mark O'Brien und seiner Psychologin, was, wie so häufig der Geschichte noch einmal viel mehr Tiefe verleiht. 

UNBEDINGT ANSCHAUEN!!

8,5/10


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